Hallo Triathlon-Interessierte,
ein paar Tage sind vergangen und das Erlebte konnte etwas
verarbeitet werden. Der Ironman Hawaii 2015 ist Geschichte, das Inselhopping
danach auch und der Rückflug sowie der Jetlag wurden überlebt. Die beste
Zeit also, in die Tasten zu hauen und einen Rennbericht zu erstellen.
Nach 2012 sollte ich nun am 10.10.2015 zum zweiten Mal an
der Startlinie der legendären Ironman-Weltmeisterschaft auf Big Island / Hawaii
stehen. Die Qualifikation für den Start holte ich mir beim Ironman 70.3 im
Kraichgau in Juni diesen Jahres.
Ich werde hier etwas über die Rennvorwoche, das Rennen als
solches und den ganz besonderen Flair von Hawaii schreiben. Ich hoffe das Lesen
macht Spaß und ich kann etwas von dem ganz besonderen Spirit von Hawaii
vermitteln.
Die Woche vor dem Rennen
Wenn man auf dem Flughafen in Kona landet und sich die Türen
öffnen, sofort die Luftfeuchtigkeit im Inneren des Aluvogels drastisch ansteigt
und bereits vor dem Erreichen der Flugzeugtür das Shirt das erste Mal angeschwitzt
ist, dann weiß man, dass hier kein ganz normales Klima herrscht. Diese
Vermutung bestätigt sich umso mehr, wenn sogar die Locals unter der besonderen
Hitze in diesem Sommer stöhnen. Ein Thema, das uns am Renntag noch beschäftigen
sollte…
Aber der Reihe nach. Die Anreise gestaltete sich problemlos,
alle Flüge waren pünktlich. Dass sowohl Rad- als auch der normale Gepäckkoffer
noch in LA standen als wir schon in Kona den Pier unsicher machten störte nicht
weiter. Pünktlich zur Mittagszeit des Folgetages wurden alle Koffer nachgeliefert.
Danke American Airlines!
Die Zeit ohne Rad wurde genutzt, um am Schwimmwettkampf über die Ironman-Schwimmstrecke teilzunehmen. Genau eine Woche vor dem Rennen schien mir das eine gute Idee zu sein. Badeschlüppi und Schwimmbrille waren im Handgepäck, einem Start mit ca. 700 Gleichgesinnten stand also nichts im Weg. Ich wollte kontrolliert schwimmen, weit weg von der Wettkampfbelastung und mich vor allem an das Meerwasser gewöhnen sowie etwas die Orientierung bei Wellengang üben. Als ich dann nach 1:06 aus dem Meer kam war ich ganz happy. Für den Wettkampf am 10.10. hielt ich eine 1:02 für realistisch, weil ich ja materialtechnisch noch mit dem Swimsuit aufrüsten konnte, nicht direkt aus dem Flieger in Meer springen sollte und ich auch eine etwas höhere Belastung schwimmen wollte. Klar war mir, dass in Kona die Schwimmbedingungen an jedem Morgen anders sind, aber mit so einen schlechten Schwimmen wie am Wettkampftag hatte ich nach dieser Ouvertüre nicht gerechnet. Aber dazu später mehr…
Die Zeit ohne Rad wurde genutzt, um am Schwimmwettkampf über die Ironman-Schwimmstrecke teilzunehmen. Genau eine Woche vor dem Rennen schien mir das eine gute Idee zu sein. Badeschlüppi und Schwimmbrille waren im Handgepäck, einem Start mit ca. 700 Gleichgesinnten stand also nichts im Weg. Ich wollte kontrolliert schwimmen, weit weg von der Wettkampfbelastung und mich vor allem an das Meerwasser gewöhnen sowie etwas die Orientierung bei Wellengang üben. Als ich dann nach 1:06 aus dem Meer kam war ich ganz happy. Für den Wettkampf am 10.10. hielt ich eine 1:02 für realistisch, weil ich ja materialtechnisch noch mit dem Swimsuit aufrüsten konnte, nicht direkt aus dem Flieger in Meer springen sollte und ich auch eine etwas höhere Belastung schwimmen wollte. Klar war mir, dass in Kona die Schwimmbedingungen an jedem Morgen anders sind, aber mit so einen schlechten Schwimmen wie am Wettkampftag hatte ich nach dieser Ouvertüre nicht gerechnet. Aber dazu später mehr…
Die Tage bis zum Rennen vergingen dann ganz schnell. Immer
war was los! Entweder stand ein letztes Training an (oder später ein
allerletztes…), es ging zum Einschreiben ins Racehotel, auf der Nationenparade
durfte man nicht fehlen, in Schlüppern wurde beim Underpantsrun gejoggt, das Rad
musste eingecheckt oder die Insel mit dem Mietwagen erkundet werden.
Das absolute Highlight war aber eigentlich wieder das
allmorgendliche Schwimmtraining mit Start am Pier von Kona. Hier trafen sich
die startenden Sachsen regelmäßig und es wurden Erlebnisse und Wetterprognosen
für den Renntag ausgetauscht. Die Stimmung war jeden Morgen unbeschreiblich und
das Schwimmen im öffentlichen Aquarium ist einfach super schön. Wenn es dann am
Coffeeboat noch etwas Kona-Kaffee gibt, kann der Tag nur noch super werden.
Fazit: Die gesamte Rennvorwoche war eigentlich ziemlich
schnell vorbei und ich fühlte mich gut.
letzte Vorbereitungen |
Die Hektik in der Wechselzone vor dem Start |
Das Rennen
Und schon war Raceday. Martin fuhr Stefan „Flachy“
Flachowsky und mich zum Start und wir durchliefen das übliche Procedere mit
Bodymarking und dem Einrichten der Wechselzone. Zeit, letzte Handgriffe am Bike
zu erledigen und die Luft im Reifen auf den richtigen Stand zu bringen. Dann
war es auch schon so weit: die Profi-Männer starteten. Was für eine Atmosphäre!
5 Minuten später taten es ihnen die Frauen nach. Und dann
waren wir Agegroup-Männer dran. Lang hatte ich überlegt, wo es wohl am besten
wäre mich zu positionieren? Eigentlich wollte ich am Pier starten, dann wieder
eher auf der anderen Seite. Ich bin die Startlinie mehrmals hoch- und
runtergeschwommen nur um mich dann doch wieder in der Mitte aufzustellen. Eine
fatale Entscheidung. Ich starte im Auge des Zyklons. Unglaublich. Nach ca. 200
Metern hatte ich so viele Schläge, Tritte und weiß ich was abbekommen, dass ich
erstmal nicht mehr weiter konnte. In diesem Moment des kurzen Innehaltens kam aber von hinten ein
ganzer Schwarm an der sofort mehr oder weniger über mich drüber schwamm. Ich
musste hier aus! Irgendwie bin ich dann nach links dem Trubel entkommen und hatte etwas
Luft. Pause - Luft holen - wieder losschwimmen - Rhythmus finden! Irgendwann schwamm ich wieder halbwegs normal. Nur leider waren
jetzt viele langsame Schwimmer vor mir. Meine Aufgabe für die nächsten gut
1.000 Meter war, diese wieder zu überholen.
Als ich gerade etwas Platz sowie Boden gut gemacht hatte, und auch ganz gute Beine vor mir schwammen,
begann es fürchterlich zu schaukeln. Was war hier los? Hatte jemand den Quirl
ins Meer gesteckt? Scheinbar… Jedenfalls gab es auf einmal ziemlich große
Wellen. Das Schwimmen behinderten sie nicht, da es langgezogene Wellen waren die uns immer höher und tiefer durch die Bucht von Kona wirbelten.
Darüber war ich anfangs auch noch recht froh, denn mit kleinen Kappelwellen kann ich gar nicht. Irgendwann wurde es mir aber ziemlich
komisch im Magen. Und wohl nicht nur mir. Dann ab und an schwamm man nun durch
noch nicht voll verdaute Riegel, Bananen und ähnliches. Meine Schwimmzeit war mir nun
eigentlich egal, ich nahm deutlich Tempo raus und hatte andere Probleme. Ich wollte nur noch den Pier wieder sehen, ohne fremde Hilfe
und mit dem Frühstück im Magen. Das gelang mir dann auch in ziemlich schwachen
1:08 h. Das Rennen begann ja aber erst und der Tag war noch lang.
Auf dem Rad konnte ich sofort einen guten Rhythmus hinlegen.
Hier gibt es auch nicht viel zu erzählen. Einfach den Kopp unten halten und 5
Stunden drücken. In Hawi, dem Wendepunkte der Radstrecke, gab es diesmal
richtig viel Regen. Auf dem Rest der Radstrecke meinte es die Sonne sehr gut
mit den Teilnehmern und es war die ganze Zeit mollig warm. Ne, heiß… Ich kühlte
mich so gut es ging, hielt mich aus Scharmützeln heraus und überholte viele
andere Teilnehmer. Mein Tritt war rund und das Tempo hoch. Was auch dem Wind
geschuldet war der nur im Anstieg nach Hawi und die letzten 40 km bis zum zweiten Wechsel
eine Rolle spielte. Wir hatten aber insgesamt einen eher windstillen Tag
erwischt. Der dadurch fehlende Kühleffekt sollte später noch eine Rolle
spielen. In 4:58 h war das Radfahren erledigt.
Schon auf dem Weg durch die Wechselzone bemerkte ich Blasen
unter meinen Füßen. Durch das ständige Kühlen auf dem Rad waren die Füße
aufgeweicht wurden und es hatten sich Blasen gebildet. Was für ein Scheiß… Trotzdem merkte ich auf dem Weg zum
Wechselbeutel, dass ich nicht so breit war wie in 2012. Ich freute mich auf den
Lauf, auch wenn ich wusste, dass dies kein Zuckerschlecken werden würde. Also
schnell die Schuhe angezogen und auf zum Lauf.
Die ersten 16 KM läuft man auf dem Alii Drive durch Kona
hoch und wieder runter. Hier stand die Hitze unglaublich. Durch den fehlenden Wind
gab es nur die Abkühlung an den alle 1 Meile verteilten Verpflegungsstationen.
Was bei Wettkämpfen in unseren Regionen inflationär viel wäre, ist auf Hawaii
bei diesen Bedingungen das Minimum. Die Abkühlung hielt jeweils ca. eine halbe
Meile und die nächste halbe Meile freute man sich auf die nächste Station wie ein
ausgetrocknetes Kamel auf die Oase nach 7 Tagen Wüstenspaziergang. Schon nach 5
Laufkilometern sah man viel Elend, viele Teilnehmer waren schon am Gehen. Ein Teilnehmer der nur noch spazierte wurde angefeuert, er solle einfach einen Fuß vor den anderen setzen.
Dies wurde auch mein Motto für den Rest des Tages…
Ich dachte mir schon bevor es auf den Highway Richtung
Energylab ging, dass dies heute wohl noch eine ziemlich krasse (Selbst-)Erfahrung
werden wird. So kam es dann auch. Die Hitze auf dem Highway war noch krasser, die
Lava links und rechts der Straße half der immer noch erbarmungslos ballernden Sonne etwas die
Saunatemperaturen noch etwas nach oben zu schrauben. Dazu kamen die Schmerzen
an den durch Blasen malträtierten Füßen. Erst auf den letzten 10 km, nach dem
Energylab, versteckte sich die Sonne etwas hinter aufkommenden Wolken und es
kam auch eine Briese Wind auf. Dies half, um die letzten KM zu überstehen und
das Ziel gut zu erreichen.
Als ich das Ziel erreichte war ich so happy und so voller Emotionen
geladen wie bisher eigentlich noch nie im Anschluss eines Rennens. Ich hatte
soeben das wohl härteste Rennen gefinisht, an dem ich je teilnahm. Auf einem
unglaublichen 150. Platz overall in 9:38 h bei der Ironman Weltmeisterschaft. Vorher hatte ich irre Schmerzen, war dutzende Male kurz davor zu gehen statt zu rennen und
hatte meine mentale Grenze wohl um einiges überschritten. Ich verfluchte diesen
verdammten Ironman x-mal, schwor mir nie mehr so einen Scheiß zu machen und fand
diesen ganzen Wahnsinn in der Demse der vergangen 10 Stunden im Ziel dann auf einmal nur noch “leider geil :-)“.
Einfach irre was so ein Rennen mit einem macht…
Auf dem Bike lief es super |
Lauf auf dem Alii Drive |
Lauf im Energylab |
Zieleinlauf |
Zieleinlauf |
Nach dem Rennen
Nach dem Rennen verfolgten wir bei dem einen oder anderen
Drink die Finishlineparty. Ein absolutes Erlebnis! Flachy wurde ordentlich zum
Gewinn der Holzschüssel abgefeiert. Er wurde 4. seiner Agegroup! Die ersten
Fünf einer jeden Altersklasse dürfen bei der Siegerehrung aufs Podest und
bekommen eine Holzschüssel als Geschenk. Auch an dieser Stelle nochmal
Gratulation und Verneigung!
Am Folgetag wurde Big Island nochmal unsicher gemacht,
danach ging es nach Kauai. Eine unglaublich schöne Insel! Die Rückreise von
Hawaii gestaltete sich dann genau so unkompliziert und stressfrei wie die
Hinreise.
Nun folgt erstmal eine lange Off-Season. Fixe Pläne für das
nächste Jahr gibt es derzeit keine.
Finishlineparty |
Was bleibt
Triathlon ist wohl die gesündeste Sportart der Welt.
Großteils draußen betrieben und alle Körperpartien werden gleichermaßen beansprucht.
Es gibt immer was zu tun. Man kann in Gruppe oder allein trainieren. Besser
geht es nicht! Ich kann das für Neueinsteiger jeglichen Alters nur empfehlen. Ein
Einstieg über regionale Sprintwettkämpfe ist auch für Anfänger ein Tipp und
jederzeit möglich! Versucht es einmal. Es muss nicht die Ironmandistanz sein,
um sich in dieser Sportart mal zu probieren und eventuell einem Verein
anzuschließen.
Um den Bogen wieder zu Hawaii zu schlagen: Ich glaube,
nirgendwo sonst auf der Welt wird unser Sport so gelebt, geliebt und auch
bewundert wie auf Hawaii. Nirgendwo sonst wurde ich nach einem Rennen so oft
gefragt ob ich Teilnehmer war, ob ich gefinisht habe und welche Zeit
rausgekommen ist. Die Anerkennung für die erbrachte Leistung der Sportler ist
hier wirklich unfassbar groß. Egal ob im Supermarkt die Kassiererin, der
Straßenpolizist, die Frau im Cafe oder der Sicherheitsbeamte im Flughafen.
Sogar die Crew im Flugzeug gratulierte allen Finishern an Bord und man wurde
mit frenetischem Jubel gefeiert. Genau diese Szenen sind es, die Hawaii für
mich so besonders machen. Von den ganzen Erlebnissen werde ich nun noch eine
ganze Weile zehren können.
Wird es für mich ein Comeback an der Startlinie zum Ironman
Hawaii geben? Konkrete Pläne gibt es keine, aber ich habe ja noch die eine oder
andere Altersklasse vor mir und dies auszuschließen wäre fahrlässig ;-)
So, das war´s. Der Blog wird nun erstmal ruhen. Vielen Dank fürs Mitfiebern am Renntag und
fürs Lesen. Wir sehen uns draußen!
Viele Grüße, Rajko